Werdende Eltern haben Einfluss auf ihr Kind

Pioniere der vorgeburtlichen Psychologie, schlossen bereits vor Jahrzehnten aus den Beschreibungen ihrer Patienten, dass die Erfahrungen, die der Embryo im Mutterleib macht, prägenden Charakter für das weitere Leben eines Menschen haben. Durch geeignete Vorgehensweisen der Psychologen erinnerten sich ihre Patienten an ihr vorgeburtliches Leben, und man erkannte, dass viele Störungen psychischer, emotionaler und körperlicher Art auf Erlebnisse im Mutterleib zurückzuführen sind. Durch diese “Negativbeispiele” wurde man auf den Sachverhalt aufmerksam. Genauso prägen sich die positiven Einflüsse in das Zellgedächtnis eines Babys ein.

Zuvor hatte man lange geglaubt, der Fötus sei nur ein Zellhaufen und ein Ding ohne jede Empfindungsfähigkeit, das man kaltherzig und technisch behandeln könne, wie man gerade will. Aber in den Jahren 1981-1982 fing man an, wissenschaftliche und psychologische Studien über die verschiedenen Bereiche des vorgeburtlichen Lebens zu veröffentlichen, die das Gegenteil bewiesen.

Es schlossen sich Wissenschaftler, Ärzte, Psychologen, Hebammen und andere Fachleute zusammen. Sie gründeten in Amerika die Organisation APPAH und in Europa die Studiengemeinschaft ISPPM. Auch andere Forscher aus aller Welt beschäftigen sich mit den Einflüssen in der Schwangerschaft.

Dadurch bekommt das vorgeburtliche Leben in der Wissenschaft einen neuen Stellenwert. Interessanterweise stellt man fest, dass gerade durch die moderne Technologie uraltes, überliefertes Wissen über die vorgeburtliche Zeit, das in vielen naturverbundenen Völkern und auch in früheren Hochkulturen gepflegt wird,  bestätigt werden konnte. Dieses fortwährende Wissen bleibt als tiefe Ahnung in den Frauen und den Völkern gegenwärtig. Schon der Wissenschaftler und Philosoph Aristoteles, der wesentlich zur Entwicklung der antiken griechischen Hochkultur beitrug, sagte:

»Schwangere Frauen müssen für ihren Körper Sorge tragen; ihr Gemüt aber sollten sie von Sorgen frei halten, denn das werdende Kind nimmt Vieles von der es tragenden Mutter an, wie die Pflanze von dem Erdreich, in dem sie wurzelt.«

Aber kehren wir zu den heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen zurück. Sie ergeben ein Gesamtbild, das die Macht der Lebenskräfte, die schon in einem werdenden Kindes wirken, in ihrer vollen, schöpferischen Vielfalt erahnen lässt. Diese Kräfte wirken mit einer Intensität, wie man sie nach der Geburt nie mehr wiederfindet. Ausgehend von einer einzigen Zelle erschaffen sie innerhalb weniger Monate ein vollständiges menschliches Wesen. Ein Vorgang, über den man nur staunen kann.

Das Leben entwickelt sich aufgrund der Informationen, die in den Genen des befruchteten Eies enthalten sind, aber auch aufgrund jener Informationen, die von der Mutter und – durch die Mutter hindurch – vom Vater sowie von der gesamten Umwelt auf es zukommen. In der Wissenschaft gibt es den neuen Zweig der »Epigenetik«. Dort wurde festgestellt, dass die Aktivität von Genen – und damit die Entwicklung von Zellen – auch von äußeren Faktoren abhängt. Gene ändern ihre Funktion durch Einwirkungen aus der Umgebung. Bruce Lipton, einer der Pioniere dieses Wissenschaftszweiges, betont in Vorträgen, die er weltweit hält, den Einfluss werdender Eltern auf das Verhalten der Gene ihres Kindes. Die Funktion mancher Gene wird unterdrückt, die Funktion anderer gefördert. Je nach Beschaffenheit, Intensität und Qualität der Stimulation, die auf die Gene zukommt, wird die Funktion der einen Gene aktiviert und die der anderen nicht. Das genetische Anfangskapital wird so durch Einflüsse aus der Umgebung verändert.

Und noch ein anderes Thema: Neue wissenschaftliche Erkenntnisse bringen auch veraltete Ansichten über die Rollen von Mann und Frau zum Sturz und ermutigen die Männer, ihr Herz zu öffnen und ihre Rolle als Vater von der Zeugung an wahrzunehmen. Sie sind dabei, ihren Platz an der Seite ihrer Partnerin in gemeinsamer, freudiger Erwartung wiederzufinden. Damit die werdende Mutter die Rolle der »ersten Erzieherin« gut erfüllen kann, die ihr die Natur zugedacht hat, braucht sie die Unterstützung des Vaters. Die Eltern machen dabei bereichernde Erfahrungen, die sich nicht nur auf ihre Partnerschaft auswirken, sondern auch auf ihre künftige Familie und folglich auf die ganze Gesellschaft.

Wenn die werdenden Eltern gut informiert sind, können sie gemeinsam und mit Freude ihre Aufgabe, die die Natur ihnen anvertraut hat, voll und ganz übernehmen. Sie sind bereits ab der Empfängnis bewusste Erzieher ihres Kindes.